Zehn Jahre jung und trotzdem neu
Eine neue Kartoffelsorte braucht etwa zehn Jahre bis zur Marktreife. Unsere Züchter und Forscher sind also der Zeit immer einen Schritt voraus.
Deshalb erfordert es viel Können und Weitsicht, um bereits im Voraus die Ziele einer neuen Züchtung zu definieren. Um dem steten Wandel gerecht zu werden, kommt es neben viel Fingerspitzengefühl in der Züchtungsarbeit auch auf wissenschaftlich fundiertes Arbeiten im Labor an.
Gemeinsam haben wir uns zum Ziel gesetzt, zukunftsfähige, ertragsstarke Kartoffelsorten zu züchten und anzubieten. Zudem sollen sie gut schmecken, widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge sein und optimal an unterschiedliche Anbauregionen angepasst sein.
Durch moderne Sorten können Landwirte stabilere Erträge erwirtschaften und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verringern.
Unsere Zielsetzungen
Bei unserer Arbeit sind folgende Zielsetzungen wichtig:
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Hoher Marktwarenertrag
- Widerstandsfähigkeit: Kartoffelsorten, die widerstandsfähig oder resistent gegen Schädlinge oder Kartoffelkrankheiten sind, wie beispielsweise Nematoden (Fadenwürmer) oder Kartoffelkrebs
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Äußere Merkmale: z. B. eine günstige Sortierung, gute Lagereignung oder Unempfindlichkeit gegenüber Beschädigungen
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Gute Verarbeitungseigenschaften: z. B. optimale Frittiereignung für Pommes oder eine hervorragende Backeignung für Chips
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Kocheigenschaften: mehlig-, vorwiegend festkochende oder festkochende Knollen
- Schalen-/Fleischfarbe
Unser erfahrenes Züchter- und Forscherteam in Windeby und Ranzin fühlt sich diesen Zielen verpflichtet.
Bis eine Kartoffelsorte auf den Markt gebracht werden kann, dauert es zehn Jahre - von der ersten Kreuzung bis zur Zulassung durch das Bundessortenamt. Unsere Züchter und Forscher sind der Zeit also immer einen Schritt voraus.
Auswahl treffen
Zu Beginn steht die Auswahl geeigneter Elternpflanzen, die über die gewünschten positiven Eigenschaften verfügen — wie zum Beispiel eine gute Toleranz gegenüber Hitze, eine gute Lagereignung oder bestimmte Krankheits- oder Schädlingsresistenzen.
Variation schaffen: Pflanzen kreuzen
Die Elternpflanzen werden gekreuzt. Diese Kreuzung — also die Bestäubung der Kartoffelblüte — wird übrigens per Hand in unserem Kreuzungsgarten auf unserer Zuchtstation vorgenommen.
Jedes Jahr kreuzen wir unter streng kontrollierten Bedingungen etwa 150 verschiedene Kartoffelgenotypen in ca. 450 Kreuzungskombinationen miteinander.
Auswahl der Besten
Das Ergebnis sind Kreuzungsbeeren: In ihnen befinden sich die Samen, die alle genetisch verschieden sind – so wie Geschwister. Sie alle sind potentielle Kandidaten für eine Sorte.
Jährlich ziehen wir aus den gewonnenen Samen 200.000 Pflanzen heran, an denen kleine Knollen wachsen.
Durch mehrjährige Tests und Versuche an unterschiedlichen Standorten und in verschiedenen Regionen werden die Besten ausgewählt. Auch im Labor und in der Küche wird getestet, hier wird zum Beispiel die Speiseeignung überprüft.
Nur die besten und widerstandsfähigsten Sortenkandidaten werden weitergeführt, um bei einem Sortenamt der EU als Sorte angemeldet zu werden. Hier werden noch einmal Tests durchgeführt, bevor eine Sorte offiziell zugelassen wird.
Unsere Forschung und Entwicklung orientiert sich an der vorausschauenden Planung der Zuchtziele der Zukunft. Um dem stetigen Wandel dieser Ziele gerecht zu werden, ist wissenschaftlich fundiertes Arbeiten unabdingbar.
Unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter führen daher im Verbund mit Unternehmen und national wie international vernetzt mit führenden wissenschaftlichen Instituten zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsvorhaben durch. Diese Arbeiten zielen auf die stetige genetische Verbesserung unseres Zuchtmaterials, die Entwicklung innovativer Methoden der Sortenzüchtung und die Sicherstellung der Qualität unseres Pflanzgutes.
Schwerpunkte unserer Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sind:
- Quantitative Genetik und mathematische Modelle zur Optimierung des Zuchtprozesses
- Entwicklung praktikabler Testsysteme zur Überprüfung von Zuchtzielen im Zuchtprozess
- Chemische Analyse von Inhaltsstoffen
- Zell- und Gewebekultur
- Markergestützte Selektion - DNA-Diagnostik zur effizienten Auslese des Zuchtmaterials
- Genomforschung, Funktionsaufklärung von Genen komplexer Pflanzenmerkmale (Genomics)